mit Unkraut gestalten

Unrat, Unnütz, Unsinn, Unkraut.

Mit „un“ kannst du deutsche Wörter ver“un“stalten.

Aus Gut wird Ungut, aus Wort – Unwort, aus Kraut – Unkraut.

Unkraut hat bei Gartenbetreibenden schlechten Ruf. Unkraut wird gleichgesetzt mit unnütz; keinen Nutzen in der Küche, Apotheke oder als E-Fuel.

Essen, bauen und heilen sind die ältesten Aufgaben der Pflanzen. Menschen haben aus Senf Salatpflanzen gezüchtet und aus wildem Getreide – Mais. Da waren Wildpflanzen, die um Nährstoffe konkurrierten, lästig. Jahrtausendelang waren Menschen die Unterlegenen und mussten gegen die stärkeren Acker-Beikräuter kämpfen. Wilde Karde, Kornblume und Quecke machten den Bauern das Leben schwer.

In den letzten hundert Jahren hat sich die Situation an der Unkrautfront dramatisch verändert. Aus Todfeinden sind hilflose Wesen geworden.

Seit der Erfindung von Herbiziden hat sich das Kräfteverhältnis verändert. Jetzt sind Löwenzahn und Acker-Kratzdistel die Verlierer.

Auch die Aufgaben der Pflanzen haben sich verändert. Insekten brauchen die wilden Pflanzen (Unkraut) um zu überwintern und ihre Brut aufzuziehen. Wir brauchen die Insekten, um unsere Obstbäume zu bestäuben.

Auch wenn über 95 % der deutschen Bevölkerung nichts mit Landwirtschaft zu tun hat, ist das Bild vom „reinem“ Garten fest im Betonkop verankert. Der Rasen muss aus einer Triokultur (Poa, Lolium, Festuca) bestehen, die Einfahrt muss klinisch rein sein und zwischen Kirschlorbeer und Thuja darf kein wilder Halm wachsen.

Aber warum?

Wildpflanzen im Garten haben viele Vorteile. Die sind zu 100 Prozent an den Standort angepasst, die kosten kein Geld, die brauchen nicht gegossen werden und viele blühen.

Es braucht keinen Aufwand, Flächen, die nicht intensiv genutzt werden, verwildern zu lassen. Es ist pflegeleicht, ökologisch sinnvoll und kostengünstig. Eine Sum-Sum-Situation würde Biene Maja sagen.

Hier ein paar Beispiele, wie Unkraut in die Gestaltung eingebunden werden kann, ohne zu stören.

Beispiel eins: Lebendiger Raumtrenner.

In der Urlaubssaison trennt dieser ungemähte Streifen die Parkplätze an dem Badestrand an der dänischen Ostseeküste.

Ein Streifen aus nicht gemähtem Gras trennt zwei Parkplätze
Ein Unkraut Streifen trennt die Parkplätze.

Beispiel zwei: Abstandsgrün an Ferienhäuschen.

Hier wurde das Gras nur an den Wegen und unter den Plätzen für die Hängematten gemäht. Die restliche Wiese ich nicht gemäht und dient als Abstandsgrün zwischen dem Weg und den Vorplätzen der Ferienhütten. Die Raumwirkung ist nicht starr, und dennoch entsteht bei den Nutzern das Gefühl von Privatsphäre. Übrigens, die Kosten für diese Maßnahme betragen 14 eingesparte Mähdurchgänge. Die Wiese wird nur noch einmal im Jahr gemäht.

Hohes Gras, in dem Wege und Plätze ausgemäht sind. Im Hintergrund sind Ferienhütten zu sehen.
Die Wiese ist nur dort gemäht, wo die auch benutzt wird.

Es gibt eine Million Möglichkeiten, Unkraut in die Gestaltung einzubinden. Probiere ist aus.