Warum es keinen Mutterboden gibt

Vor zwanzig Jahren haben die beste Ehefrau von allen und ich eine Entdeckung gemacht.

Die Zeitschrift über Kindererziehung, die wir abonniert hatten, brachte in Jahresrhythmus die gleichen Themen. Schreikinder, werden Babys, die im Elternbett schlafen, später unselbstständig, fünf Tipps für eine entspannte Urlaubsfahrt mit Kindern* und so weiter.

Meine Themen wiederholen sich auch. Es geht immer wieder um das entspannte Gärtnern, Anleitungen zur Pflege des Gartens und regelmäßig um mein Lieblingsthema – Boden.

Gartenboden ist die Hauptzutat für gesunde Pflanzen. Wenn ich bei Neubauten sehe, wie der Oberboden behandelt wird, blutet bei mir der Stein in meiner Brust.

Boden ist ein lebendiger Organismus, genau wie menschliche Verdauung. Im Boden und im Darm arbeiten unzählige Mikroorganismen zusammen, um Nährstoffe zu verarbeiten, zu speichern und dem Körper oder der Pflanze zur Verfügung zu stellen.

Es tut mir leid, wenn ich den Darm-Gartenboden-Vergleich etwas überstrapaziere. Es gibt aber sehr viele Parallelen. Guter Boden ist resilient. Das bedeutet, er kann gewisse Schwankungen ausgleichen, Nährstoffe zwischenspeichern, Gifte neutralisieren und den Wasser-Luft-Haushalt managen. Ein resilienter Darm gleicht auch Ungerechtigkeiten aus: zu wenig trinken, zu viel trinken oder das all-inclusive Buffet im ägyptischen Hinterland.

Entgegen verbreiteter Meinung kann man Mutterboden nicht kaufen. Genau wie gesunde Darmflora. Mutterboden muss entstehen. Durch die Natur. Menschen können den Boden dabei unterstützen. Nach dem Vorbild der Natur.

Entscheidend für gesunden Boden sind seine Viecher. Das Insektensterben betrifft nicht nur Insekten, die auf der Urlaubsfahrt auf der Windschutzscheibe kleben, sondern auch die, die im Boden leben.

Jetzt willst du bestimmt eine genaue Anleitung haben, wie man seinen Gartenboden belebt. Die kann ich leider nicht liefern. Aber ich kann dir Werkzeuge an die Hand geben, mit den du deinem Boden helfen kannst, das Beste aus sich herauszuholen.

1. Humuskreislauf nicht unterbrechen.

Im Wald fallen die Blätter und niemand sammelt die auf. Der Humus, hat zwei wichtige Funktionen. Den Boden vor Austrocknung schützen und die Bodenorganismen ernähren. Die Bodenorganismen, sind so freundlich und scheiden, nachdem sie die Blätter verspeist haben, Nährstoffe in einer chemischen Form aus, in der die die Pflanzen wieder aufnehmen können.

2. Sagrotan raus.

„Klinisch rein“ hat nichts im Garten zu suchen. Böden in haben es schon schwer genug: Dürren, Starkregen, Kohlensäure im Regen und Verdichtung. Da braucht man nicht noch zusätzliche Gifte in den Kreislauf zu bringen. Mikroplastik aus Plasikbeeteinfassungen, Unkrautvlies und Pflanzenschutzmittel belasten den Boden unnötig.

3. Organisch Düngen

Der Trend zum Bio betrifft nicht nur in die Küche. Auch im Garten, gibt es biologische Nahrungsmittel für den Boden, die besser verträglich und nachhaltig sättigend sind. Organische Dünger wirken abhängig von der Bodentemperatur und Feuchtigkeit. Das ist gut, weil die weniger durch Regen ausgewaschen werden und Pflanzen bedarfsgerechter ernähren. Auch die Bodenorganismen profitieren von organischen Düngern. Naturdünger sind nicht so stark konzentriert, wie chemische, das macht die Dosierung für den Anwender leichter. Mit organischem Dünger ein Leopardenmuster in den Rasen zu streuen, ist fast gar nicht möglich.

Der Unterschied zwischen organischem und synthetischen Dünger ist wie Vollkornbrötchen und RedBull; das eine sättigt für mehrere Stunden und die Zuckerbrause peitscht nur den Blutzuckerspiegel hoch, mit allen negativen Folgen.

4. Boden respektvoll behandeln.

Mein Appel an alle Bauherren, bevor ihr anfangt zu Bauen, schiebt den Mutterboden auf einen schönen Haufen und sät da Raps, Senf oder Phaselia drauf. Wenn man kein Platz auf eigenem Grundstück hat, kann man den Boden auch irgendwo anders zwischenlagern, bei einem bekannten Landwirt, Bauunternehmer oder Freunden. Nach dem Ende der Baumaßnahme könnt ihr den Boden dann wieder verteilen. Aber nicht über den eingebauten Boden mit Radladern und Baggern fahren und schon gar nicht bei Regen. Der Boden muss „rückwärts“ eingebaut werden – die späteren Pflanzen (Rasen ist auch Pflanzen) werden sich bedanken.

Es gibt auch Unterschiede zwischen der Darmflora und gesunden Boden. Zum Beispiel, entwickelt sich die menschliche Verdauung in wenigen, ersten Lebensjahren; Boden braucht Jahrzehnte und Jahrhunderte um sich zu entwickeln.

Ich kann wirklich jedem raten, sich mit seinem Gartenboden zu beschäftigen. Das ist Grundlagenarbeit an den Ursachen für alles. Wer die anderen Artikel über Boden lesen möchte, kann die Augustdorfer Ausgaben von April 2017, Februar 2019 oder 2020 lesen 😉

Was die „Eltern“ Zeitschrift kann, kann ich auch. In der nächsten Ausgabe könnte ich vielleicht wieder mal was über Solarlampen schreiben, habe ich schon lange nicht mehr gemacht.

Ich wünsche allen meinen Lesern eine gute Verdauung und einen gesunden Gartenboden.

Genieße deinen Garten

David Janzen.

*Kinder bei Oma lassen.