Warum ich bei der Höhle der Löwen raus wäre.

StartUps haben im Unterhaltungsfernsehen Konjektur.

Ich habe mir mal meinen Auftritt bei der Höhle der Löwen vorgestellt.

Mein Pitsch

„Wir sind ein kleines Gartenbau Unternehmen aus dem ländlichen Ostwestfalen. Wir helfen unseren Kunden ihre Gärten zu genießen. Wir bauen individuelle Terrassen und Wege, stellen Zäune auf, pflanzen Bäume und Blumen, roden Hecken und Gehölze, hegen und pflegen Gärten und beraten Interessierte zum Pflanzenschutz und standortgerechter Pflanzenauswahl. Seit 2019 bauen wir auch automatische Bewässerungsanlagen.

Seit 2010 finanzieren wir unser Wachstum aus den Firmen-Erlösen, die wir reinvestieren.“

Reaktion der „Löwen“

Löwe 1: „Ich bin raus, ich versteh das Geschäftsmodell nicht. Ihr könnt nur Leute einstellen, die Pflanzenkenntnisse haben, mit Kunden umgehen können und körperlich höchst belastbar sind? Woher wollen Sie das Personal bekommen?

David Janzen: „na ja, es gibt einige Leute die gerne etwas sinnvolles mit den eigenen Händen erschaffen, die Abends müde und glücklich auf dem Sofa einschlafen. Zugegeben, es sind nicht so viele. Wir haben Korporationen mit Schulen und einem Berufsbildungwerk, darüber bekommen wir Praktikanten und einer von den macht jetzt Ausbildung bei uns“

Löwin 2: „Ich find‘ das schön, was Sie machen. Es ist auch ein Trend auf Instagram, was mit Natur zu machen. Ich liebe auch Pflanzen. Zum Beispiel Pampasgras, weiße Hortensien und diese creme-weiße Puschel, ach ja, das ist ja Pampasgras (lacht).

Wie sieht es mit ihrer Reichweite auf den sozialen Netzwerken aus? Haben Sie einen Salesfunnel, der Ihnen automatisiert neue Kunden bringt?

David Janzen: Soziale Netzwerke kenne ich, bin auch bei einigen angemeldet. Unsere Kunden bekommen wir über Kundenempfehlungen, einige Interessenten werden auf uns über die Artikel, die ich in unserem Lokalmagazin schreibe, aufmerksam, und einige wenige kommen über die Googlesuche.

Löwin 2: „Das heißt, Sie müssen jeden Kunden einzeln closen? Wie hoch sind dann ihre CAC?

David Janzen: „Das tracken wir bei uns nicht.“

Löwin 2: „Aha“ (macht sich eine Notiz) „Gut, vielen Dank, interessantes Geschäftsmodell, aber es ist überhaupt nicht standardisiert und nicht skalierbar. Ich bin raus“

Löwe 3: „Wie sieht ihre aktuelle Auslastung mit Aufträgen aus?“

David Janzen: Wir sind sieben Monate im Voraus ausgebucht.

Löwe 3: „Das hört sich gut an. Ich biete Ihnen ein Euro für hundertzehn Prozent Anteil.

David Janzen: „Vielen Dank. Es ist wirklich ein gutes Angebot, aber ich bin raus.“

Löwe 1: „Wir bedanken uns auch. Wenn wir was im Garten zu tun haben, rufen wir Sie an, Ihre Telefonnummer haben wir jetzt ja.“

Warum mich das nicht juckt

Neben solchen Formaten wie „die Hölle der Löwen“ und „das Ding des Jahres“ haben auch Live-Coachs Oberwasser.

Work-Life-Balance, Sinnhaftigkeit, start-with-why, finde deine Passion, mache dein Hobby zum Beruf und du brauchst nie wieder zu arbeiten.

Mit unserer Firma bilden wir die meisten dieser Modewörter ab, ohne die so hochtrabend zu nennen.

Unser Beruf ist höchst sinnstiftend

  • Wir verschönern das Lebensumfeld von Menschen, die es aus körperlichen oder zeitlichen Gründen nicht mehr können.
  • Wir betreiben aktiven Umweltschutz direkt im Kundengarten, in dem wir die Kunden bei der Wahl der Pflanzen und Bauweisen beraten.
  • Die Pflanzen und gebauten Objekte sind für eine lange Lebensdauer ausgelegt und sind somit nachhaltig.
  • Der Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiter ist abwechslungsreich und fördernd. Wir verrichten keine „entfremdete Arbeit“ im marxistischen Sinne. Ich habe immer noch Bezug zu den Bäumen, die ich in meiner Ausbildung vor über zwanzig Jahre gepflanzt habe.
  • Unser Einfluss auf die Welt ist nicht mega-giga-ultragalaktisch, der ist nur stark lokal nachhaltig.
  • Elon Musk lässt Kiefernwälder in Brandenburg roden und Seen in Chile austrocknen um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Wir Gärtner sparen uns diesen Umweg und schaffen für hunderte Kunden eine bessere Welt vor ihrer Terrassentür.

Work = Life statt Work-Life-Balance

Wenn die Pflanzen im Wachstum sind und uns als Gärtner brauchen, dann bleibt nicht viel Zeit für ausgewogenes Life. Deshalb ist es gut, das unsere Mitarbeiter ihr Life auf der Arbeit haben können. Wenn die Tätigkeit sinnvoll ist, Spaß macht und genau an der Grenze zwischen Unter- und Überforderung liegt, dann kommt man bei der Arbeit in einen Zustand, den man Flow nennt. Im Flow vergeht die Zeit wie im Flug und das Ergebnis ist von hoher Qualität. Nach so einem Arbeitstag bin ich zwar müde, aber nicht kraftlos. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, Freude bei seiner Arbeit zu erleben und dabei ist es okay siebzig Stunden die Woche im Garten zu turnen.

Wat is mit Kohle?

Hecken und Einfahrten lassen sich nicht am Fließband fertigen. Jeder Garten ist eine Individualanfertigung.

Geldtechnisch haben wir als Gärtner ein paar strukturelle Probleme:

  • Bei einem Neubau kommt der Garten immer zum Schluss. Die Architekten kalkulieren zu wenig Geld für die Außenanlage und das Haus wird teurer als gedacht. Dann muss das standortgerechte Staudenbeet doch erst mal durch Rasen eingespart werden.
  • Gärtnern kann jeder. Im Neubau werden für den Gartenbau hohe Eigenleistungsanteile eingerechnet.
  • Die geringe Einstiegshürde einen Garten- und Landschaftsbau Betrieb zu gründen. Keine Meisterpflicht, keine großen Investitionen, große Nachfrage. Solche Turnschuhbetriebe senken das Preisniveau und schaden der Branche.
  • Investitionen in Maschinen werden nicht dauerhaft ausgelastet. Ein Bagger, der 100k kostet macht im Jahr vielleicht 200 Betriebsstunden. Zum Vergleich, eine gleich teure Maschine in einer Fabrik, kann im Schichtbetrieb 8000 Stunden pro Jahr produzieren. Im vielen Betrieben die ich kenne gebt es Maschinen, die zwar das Kapital gebunden haben, aber ganz selten gebraucht werden. Rasenbaumaschine, Erdbohrer, Vertikutierer, Stromerzeuger, Rüttelegge und Bodenlieb; diese Geräte sind hilfreich und wichtig aber sehr wenig im Einsatz.

Trotzdem kann man im GaLaBau Geld verdienen.

Stammkunden

Einmal gewonnene Kunden, kommen immer wieder. Weil es im Garten immer was zu tun gibt. Es geht mal ein Baum kaputt, die Terrasse wird zu klein, die Pflanzen zu groß, der Sandkasten überflüssig oder der Teich zu arbeitsintensiv.

Digitalisierung

Mit der Digitalisierung, lassen sich Routineaufgaben automatisieren und beschleunigen. Dadurch das unsere Mitarbeiter in unserer Firmenapp den ganzen Auftrag sehen, mit allen Absprachen mit Kunden, Zeichnungen und LV ist die Anzahl von Rücksprachen signifikant gesunken. Auch dadurch, dass die Jungs auf der Baustelle Zeiten und Material direkt auf der Baustelle mit dem Handy erfassen wird Arbeit im Büro gespart.

Gute Organisation

Früher hat man gesagt, im Einkauf liegt der Gewinn. Heute sage ich: „In den Lohnkosten liegt der Gewinn.“ Fachkräfte sind heute das Nadelöhr für das Unternehmenswachstum. Wie blöd muss man sein, um Fachkräfte durch die Gegend juckeln zu lassen, um Material zu beschaffen?

Kooperationen

Viele Gärtner wurschteln für sich alleine. Das ist nicht so schlau. Wenn man sich selten benötigte Maschinen teilt und sich gegenseitig hilft Arbeitsspitzen abzudämpfen ist das besser.

Positionierung

Niemand kann alles gleich gut. Daher ist es hilfreich auf ein Bereich zu spezialisieren. Bei uns ist es zum Beispiel die Bewässerung, darin sind wir super, und das honorieren die Kunden.