Was das Internet über Gartenplanung verschweigt…

Achtung: dieser Artikel ist nichts für schwache Nerven und soll der Unterhaltung und Diskussion dienen. Anregungen, Morddrohungen und Heiratsanträge bitte über Twitter unter @gartenjanzen.

Die meisten Privatgärten sind an Einfamilienhäusern dran. Und wer plant und gestaltet diese Privatgärten, die einen hohen Prozentsatz der Siedlungsfläche ausmachen?

Die Bauherren

Herr Meier ist Erzieher:in und Frau Meier-Schulze macht beruflich was mit Computern. Ihre Kenntnisse über die Gartengestaltung beschränken sich darauf, dass es fünf Arten von Pflanzen gibt: Pampasgras, Buchsbaum (ist doof, wegen spießig und diesen Käfern), Obst, Kräuter und Sichtschutzpflanzen.

Also machen die beiden sich über Gartenplanung schlau.

Im Internet.

Herr Meier gibt bei Google ein: “Garten+modern+günstig+Sichtschutz+pflegeleicht+smartgarden“. Die ersten Suchergebnisse führen zu Produktseiten, auf den Onlinehändler moderne, pflegeleichte Gartenobjekte anbieten. Ben Meier legt einige Lesezeichen in seinem Browser an und füllt ein Formular auf der Website eines Steinehestellers aus. Er möchte mehr Informationen über die 2x2Meter Platten im edlem dunkel-anthrazit.

Im zweitem Schritt, meldet sich unser angehende Gartenplaner auf der Internetpräsenz eines Schaluchkupplungsherstellers, der einen Online-Gartenplaner kostenlos zur Verfügung stellt, an. Mit diesem Tool erstellt unser frisch gebackener Grundbesitzer in stundenlanger Fleißarbeit einen Garten“plan“, ohne Rücksicht auf Höhen, Sichtachsen, Jahreszeiten, Sonnenstand, Gefälle, Grenzabstände, Windrichtung und Perspektiven.

(Dem Autor sind einige solcher Planverfasser persönlich bekannt.)

Inzwischen hat sich auch die Frau des Hauses informiert. Sie hat eine private Liste mit dem Namen „Garden <3 Ideas“ bei dem Dienst mit dem roten P angelegt. Auf dieser Liste sind jetzt im Tinder-Style alle Beiträge gesammelt, die mega cute sind. Unendlich weite Lavendelfelder, millimetergenau gestapelte Brennholzfinnen, Windlichter und Lampinions in blühenden Kirschbäumen, fugenlose Keramikterrassen, Trittstufen mit richtigen Schrittmaß, saftiger Rasen, der genau an der Kante aufhört zu wachsen und Bilder, auf denen Pfingstrosen und Astern gleichzeitig blühen.

Was ist falsch daran sich inspirieren zu lassen?

Gar nichts!

Es ist nur zu früh, Zutaten einzukaufen bevor man weiß, was man kochen will. Jeder Koch weiß, es gibt zwei Möglichkeiten zu kochen. Entweder die Zutaten bestimmen das Menü, oder das Menü bestimmt die Zutaten.

Damit nicht jeder Garten aussieht wie Nudeln mit Tomatensoße, empfehle ich dringendst, erst Gedanken über das Gartenmenü zu machen und dann mit der Inspiration zu beginnen.

Garten lässt sich nicht digitalisieren. Garten ist was zum Anfassen.

Das ist der Grund, warum Gartenplanung am besten im Garten und nicht im Internet stattfinden sollte.

Plane von grob zu fein.

Wie möchtest du deinen Garten nutzen?

Mach die Augen zu, und stell dir für einen kurzen Moment vor, dich in deinem Traumgarten zu befinden.

Wie sieht der Garten aus?

Was würdest du in deinem perfekten Garten tun?

Vielleicht möchtest du einfach die Kinder zu „die Omma“ schicken, dir die Füße eincremen und in Ruhe ein Ganzkörper-Sonnenbad nehmen,

oder ökologische Lebensmittel und psychedelische Pilze anbauen,

oder mit den Kindern eine wilde Wikinger-Drachen-Schlacht kämpfen und danach ein rauschendes Siegesfest feiern,

oder… was du willst.

Ein gut gestalteter Garten, ist keine lästige Abstandsfläche zum Nachbarhaus – er ist ein wertvoller Lebensraum.

Lege erst die Bereiche fest, wo du in Zukunft was machen willst.

Dann überlege dir welche Gestalt diese Bereiche/ Flächen haben sollten, verspielt, repräsentativ, naturnah und so weiter.

Dann kommt die Form und Beschaffenheit der Flächen.

Die besten und demokratischste Planungen sind, wenn alle Beteiligten in den Garten gehen, und vor Ort planen. Mit Stöckern, Schnüren und Schläuchen lassen sich zukünftige Bereiche abstecken und Standorte für Pflanzen und Objekte markieren. Diese Vorgehensweise spart Zeit und bringt die besten Ergebnisse.

Im letzten Schritt entscheidest du, welches Material infrage kommt.

Inspiration ist gut.

Egal ob bei Pinterest, Instagram, Houzz, Mustergärten oder Zeitschriften wie mein schnöder Garten und Landfrust.

Entscheidend ist der Zeitpunkt und was DU brauchst und was in DEINEM Garten möglich ist.

P.S. Falls du mehr über sehr gute Gartenplanung lesen willst, dann schau mal bei der Kirsten Lang auf dem Blog vorbei: https://deinkleinergarten.de/